Freiwillige Feuerwehr Rodewald
Gefahrgutübungsdienst mit der SG-Gefahrgutgruppe und dem Zug II-Mitte
Am Donnerstag den 30.03.2017 übten 45 Kameradinnen und Kameraden aus den Feuerwehren Rodewald, Steimbke, Stöckse, Wendenborstel, sowie aus Nienburg, Langendamm und Erichshagen in Rodewald am Feuerwehrgerätehaus. Übung: Die ersteintreffende Wehr beginnt unmittelbar mit dem Sammeln von Informationen. Zuerst sollte unbedingt die orange Warntafel betrachtet werden, sofern diese beschriftet ist. Sehr häufig ergeben sich auch aus der Beschriftung des Fahrzeuges wichtige Rückschlüsse. Beispielsweise sind, neben der Werbung für ein Produkt, über den Namen der Spedition und deren Telefonnummer in Verbindung mit dem Fahrzeugkennzeichen oftmals entscheidende Hinweise zu den transportierten Stoffen und Gütern erreichbar. Viele Kameradinnen und Kameraden vermuten hinter der Warntafel noch die Unfallmerkblätter. Doch die werden an dieser Stelle schon seit Jahren nicht mehr mitgeführt. Zum Erkennen der besonderen Gefahr dieser Einsatzstelle gehört es auch, die Ausbreitung des austretenden Stoffes abzuschätzen und entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Besteht Explosionsgefahr, klassisch wären das Austreten brennbarer Gase oder einer hochentzündlichen Flüssigkeit (beispielsweise Gefahrnummer 33, 323) bei Temperaturen über 10 Grad Celsius, dann ist auch eine Menschenrettung lageabhängig erst nach Aufbau des dreifachen Brandschutzes durchzuführen. Dabei sind Zündquellen konsequent zu vermeiden. Ein ruhiges und besonnenes Arbeiten ist zwingend erforderlich. Nur bei voller Konzentration kann beispielsweise das Reißen von Funken vermieden werde Dass die eingesetzten Geräte (Funk- und Beleuchtung) vorgehender Trupps exgeschützt sein müssen, versteht sich von selbst. Gibt es hier Defizite, dürfen die Geräte nicht verwendet werden. Dann sind ein Vorgehen auf Zuruf und ein weitgehendes Ausleuchten aus der Ferne angesagt. Abhängig von der Ausbreitungsrichtung ist durch Sicherungsmaßnahmen eine Ausweitung des Schadensereignisses zu verhindern. Das Dichtsetzen von Gullys, das Aufschütten eines Walles, das Verschließen möglicherweise angrenzender Gebäudeöffnungen oder die Räumung eines benachbarten Gebäudes (falls die austretenden Flüssigkeiten, deren Dämpfe oder Schwergase bereits eingedrungen sind) sind nur einige Handlungen zur Absicherung gegen eine weitere Ausbreitung. Das provisorische Auffangen des austretenden Stoffes erfolgt beispielsweise durch das Unterhängen einer Folie oder das Unterschieben eines Auffanggerätes (Wanne, Schuttmulde oder Beladungskiste). Ein Abdichten dagegen erfolgt nur, wenn es mit einfachen Mitteln und risikoarm möglich ist. Beispielsweise ist das Einbringen eines Holzkeils in einen Riss beziehungsweise das Eindrücken von Ölvliestüchern oder leeren Bindemittelsäcke zur Durchflussreduzierung denkbar, aber auch das Anziehen einer Verschraubung oder das Schließen eines Ventils. Der Fantasie sind nur wenig Grenzen gesetzt. Da werden die Tankleitungen auch schon einmal mittels Feilkloben aus der Bordwerkzeugkiste oder durch einfaches Abknicken und Sichern über Kabelbinder dichtgesetzt. Ebenfalls bewährt hat sich die so genannte Leckdichtpaste. Selbst bei vollen IBC-Tanks (1.000 Liter Inhalt) konnten damit kleine Leckagen abgedichtet werden. In der Regel hat eine Menschenrettung oberste Priorität. Pro zu rettende Person sollte dabei mindestens ein Trupp möglichst parallel (zeitgleich) eingesetzt werden. Bei zwei zu rettenden Personen wären also optimal drei Trupps (mit Sicherstellung Brandschutz vier Trupps) im Einsatz, da auch an einer übersichtlichen Einsatzstelle im Freien bei einem Gefahrstoffaustritt mindestens ein Sicherheitstrupp bereitstehen sollte. Denn auch für die Rettung der eigenen Kräfte gilt, dass mindestens PA zu tragen ist, auch wenn vielleicht nur ein paar Meter hindernisfrei überwunden werden müssen. Sicherlich ist es auch eine Option, unter Sprühnebelschutz aus großvolumigen Hohlstrahlrohren vorzugehen. Jedoch darf dabei die mögliche Eigengefährdung des schützenden Trupps nicht aus dem Auge gelassen werden. Wie weit kann beispielsweise ein solcher Schutztrupp selbst vorgehen, um den vorrückenden Kräften zu folgen? Als Vorgabe sollte eine Ex-Lage vielleicht nicht gleich in der ersten GAMS-Übung einer Wehr eingebaut werden. In jedem Fall ergeben sich aus einer solchen Übung nicht nur weitere Fragen, sondern vor allem auch praktische Erkenntnisse für mögliche Einsätze oder die weitere Ausbildung im Gefahrstoffbereich.